Der Navigator

Du bist der Navigator


Die Oberfläche ist glatt und silbrig, glitzernd wie der Ozean. Sanfte Wellen. Kampf, Leben und Sterben unter uns. In der Tiefe. Wir sind acht. Das kleine Mädchen ist hinter mir. Der Stuhl kippt leicht nach... unwahrscheinlich blauen Augen. Ein Brecher. Schwere See. Volle Breitseite und sofort der Blick zurück. Da ist das Mädchen, und ich seh´ schöne Träume in ihren Augen vorüberziehen. Wer wird sie in zehn Jahren sein? "Das geht dich nichts an!“, sagt der geborene Tormann. Er glaubt er könne meine Gedanken lesen. Der Spieler verlässt uns. Er blickt schräg, ganz dunkelschwarz, der Pazifik ist heute weit, weit weg. Verglichen mit anderen amazonischen Faltern wirkt er unscheinbar. Groß, hellgrün oder bräunlich. Felfried Winlix geht anhand der Bälle vorneweg. Felix der Glückliche, nur ein besoffener Narr geht mit, zu finden den, der, mit Frieden siegt. Er ist so nah dran, wenn nur die Mädchen nicht immer flüstern würde: „Du Glücklicher...", er will so gern Geliebter sein. Geht bis ans Ende der Welt dafür. Geht. Wenn er jemals steht wird ihm der Frieden aus der Tasche fallen. "Verflucht! Haltet den Ball flach“ schreit der Tormann. Stampft mit dem Fuß und versucht böse zu sein.

Aufgespießt in den Schaukästen der naturkundlichen Institute entfaltet er keinen besonderen Reiz. Ich will ihn nackt sehen. Er geht an mir vorbei und zieht sein Hemd aus. Ich möchte hören, wie er meinen Namen sagt. Der Spieler sagt ihn: „Wieviel...?“ fragt er. "Zwei.", sage ich. Er macht was ich will. Nicht sofort. Aber er wünscht es. Lüge. Wenn er bereit dazu ist gibt es keinen Weg zurück. Der Wille ist mächtig. Die Wege der anderen sind kurz. Die Zeit zu wünschen, es rückgängig zu machen ist prall gefüllt mit all den gleichen Wünschen der anderen. Die Vielzahl ihrer Sorge machen den Weg breit. Umkehren unmöglich. Die schrecklichsten Wünsche werden zum Weg für Viele. Es ist so leicht zu folgen wo all die anderen gehen. Unser Führer ist die Angst. Die Furcht steht uns bei.Knarrend bewegt sich ein Tropfen über die Stirn des Meisters. Kuhfuß tänzelt, blinzelnd über den Stein. Glitzernde Eisbäume verdunkeln den Weg. Funkelndes Taglicht macht die Sterne blass. Von der Schönheit der Dinge werden die Sinne stark und das Ziel unscheinbar in der größten Verwirrung zerfallen, die Bewegungen des Suchenden zu Bildern von gestern. Aber Ledermantel! So dunkel so hübsch, zitternd, fimmelnd, zischt und kommt erst ohnmächtig zur Besinnung. Im Angesicht des Sternenmeeres fehlt das Einzige. "Wohin jetzt?" Der Alte trägt ein Korsett. Die harte Schnürung ächzt und quietscht bei jedem Schritt wie die Takelage des alten Seglers in leichter Dünung. "Schließt eure Augen und wartet auf die Nacht." Furchtlos. Klar, dass der Kerl es weiß, wo er, glaub ich, die Sterne hinter sich herzieht. Der Stern kann ruhig ein Dummkopf sein. Komplett vernagelt. Schwätzt nur Blödsinn und hüpft übers Feld wie ein tollwütiger Karnickel. Leuchten muss er. Leuchten. Auch im Nebel. "Siehst du was das Licht auf seinen Haaren macht?". Das habe ich noch nie gesehen. Das macht das Licht nur auf seinem Kopf. Die schillernde Farbenpracht seiner Artgenossen lässt deren erbärmlichen Zustand gelegentlich vergessen. Der Goldfasan kreiselt in Runden. Er rennt. Rennt und rennt um sein Leben. Immer um sein Leben rum. Meidet die Mitte. Bleibt weit zurück. Diesmal sind alle weg. Nur einer steht zwischen der Tür. Halb auf ist sie, halb geschlossen. Ganz langsam wird die Luft knapp. Er starrt Leuchtauge an, wie ein Mann, der sich zu bewegen weiß. Zu der Süße des Augenblicks, stürzt ganz vorsichtig seine Maschine ab. "Töte mich nicht. bitte, bitte nicht. Auch nicht aus Versehen. "Bitte nicht!“  

„Das ist nicht Deine Aufgabe. So war es nicht geplant.“ Aber wer ihn jemals fliegen sah wird ihn nie mehr vergessen. Die schleierartigen Verlängerungen an dem unteren Flügelpaar machen sein Flattern unwirklich. Leuchtauge wurde auf einem Karussell geboren. Sie lachte immer und verließ das Karussell nie. In einer Silvesternacht stieg ein Pharao aus seinem Grab und zu ihr auf das Karussell. Viele Jahre flog dieselbe Welt vorbei. Seine Anmut bezaubert den Beobachter und zwingt ihn zur reglosen Wahrnehmung bis das Tier verschwunden ist. Nach dem ersten Schritt vom Karussell dreht sich die ganze Welt. Lange. "Sie Schönheit! Ist Ihnen schwindelig?" Eine kleine weiße Hand von hinten schiebt mich weiter. Der Stuhl kippt leicht nach vorne. Unwahrscheinlich blauen Augen. Nichts. Kein Wort. Keine Berührung. Nicht einmal ein Geruch. Nur der Blick. Ja. Weit weg, türkisfarben, ein pazifischer, ein amazonischer Blick. Ein kühler, sanfter Blick in einen Swimmingpool mitten in der Wüste. "Pssst, Tormann", flüstert der Meister. Ein kleiner, rabenschwarzer Skorpion krabbelt über seine offenen Fußballschuhe. „Süß“ sagt Ledermantel und versucht ihn zu fangen. Der Spieler grinst und bringt die höchste Karte ins Spiel. Es war wie abgemacht, er hat die besten Karten." Ich werde Dich nicht verlieren lassen.", meint er. Wieder trifft mich ein Brecher. Schwere See? Der geborene Tormann schwimmt zurück. Sucht ein Kind, oder eine Frau. Oder eine Mutter. Für sich? Felfried Winlix kann es nicht fassen, es fällt aus seiner Tasche! Er schrumpft zum König seiner wilden Welt. Der Meister ist beleidigt. "Ihr braucht mich gar nicht! Ihr habt alle Angst! Jeder seine eigene und genug davon". Hinter mir ist niemand. "Nur wir zwei", sage ich. Der Spieler haucht: "Langsam Traum. Ein neuer Weg, ein neuer Stern. Den Mondfalter gibt es nirgendwo!" Wieder ist es grün. Wie Ostern. Jeden Sonntag ist Ostern. Aber nur zwei Stunden lang.


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